Mit Millennials und Gen Z in den Startlöchern verändert sich die klassische, hierarchische Unternehmensstruktur zunehmend zu einem teamzentrierten Modell. In den letzten zehn Jahren wurden Einzelbüros durch offene, kollaborative Räume ersetzt; Teamarbeit und offene Zusammenarbeit werden höher geschätzt als das bloße Abarbeiten von Aufgaben; Teammanagement- und Kollaborations-Apps werden immer beliebter.
In dieser neuen Arbeitswelt könnte man fast denken, dass jede Aufgabe gemeinsam erledigt werden muss. Doch bevor introvertierte Menschen panisch werden – keine Sorge, das ist nicht der Fall.
Wenn du ein Team leitest, ist es entscheidend zu wissen, wann Aufgaben individuell vergeben werden sollten und wann Zusammenarbeit produktiver ist.
Einzelarbeit – Ideenfindung
Brainstorming-Sitzungen sind tot – lang lebe die individuelle Ideenfindung! Das klingt vielleicht kontrovers, aber laut einer Studie aus dem Jahr 2010 ist Gruppen-Brainstorming tatsächlich weniger produktiv – sowohl in Quantität als auch Qualität.
Eigentlich ist das nicht überraschend. Wurde dein Gedankengang schon mal durch eine andere Person unterbrochen? Wenn du alleine bist, kann dein Verstand abschweifen, unerwartete Verbindungen herstellen und letztendlich zu einer originellen Idee gelangen.
Jeder Mensch hat eigene Erfahrungen, die sein Denken beeinflussen. In einer Gruppe prägt die erste Idee, die geäußert wird, oft unbewusst die Gedanken der anderen.
Teamarbeit – Konsensfindung
Eine Gruppe von fünf Personen, die einzeln Ideen entwickelt haben, kann anschließend zusammenkommen, um Vorschläge zu diskutieren und eine gemeinsame Richtung zu bestimmen.
Indem die beste Idee weiterentwickelt wird, kann jedes Teammitglied sein Wissen, seine Erfahrung und Perspektive einbringen. Konstruktive Kritik fördert das Vertrauen im Team und ermutigt zu kreativem Austausch.
Einzelarbeit – Kundenkontakt
Der Kontakt zu Kunden ist in jeder Branche entscheidend. Natürlich ist es hilfreich, wenn verschiedene Fachkräfte zur Verfügung stehen, doch für eine konsistente und vertrauensvolle Beziehung sollte eine feste Ansprechperson zuständig sein.
Kundenbindung lebt von persönlichen Beziehungen. Je mehr Personen involviert sind, desto unpersönlicher wird der Service – und desto schlechter die Kundenbindung.
Teamarbeit – Große Aufgaben
Burnout ist real und beeinträchtigt die Arbeitszufriedenheit. Eine Gallup-Studie mit 7.500 Vollzeitbeschäftigten ergab:
„23 % der Mitarbeiter gaben an, sich sehr oft oder immer ausgebrannt zu fühlen, weitere 44 % fühlen sich manchmal ausgebrannt.“ Das bedeutet, dass etwa zwei Drittel aller Arbeitnehmer unter Burnout leiden.
Mitarbeiter mit Burnout sind 63 % häufiger krank und doppelt so oft auf Jobsuche.
Eine Möglichkeit, dem entgegenzuwirken, ist Zusammenarbeit. Große Aufgaben können überwältigend sein, wenn man allein davorsteht. Ein Team kann sich gegenseitig motivieren und unterstützen.
Jede erledigte Teilaufgabe gibt ein Gefühl der Erfüllung und sorgt für einen Dopaminschub, der motiviert. Durch das Aufteilen großer Projekte erhalten Teammitglieder regelmäßige Erfolgserlebnisse.
Einzelarbeit – Kleine Aufgaben mit engen Deadlines
Manchmal muss eine Aufgabe einfach erledigt werden. In solchen Fällen ist konzentriertes, ungestörtes Arbeiten am effektivsten.
Jeremiah Dillon, Produktmarketing-Leiter bei Google Apps for Work, unterschied zwischen Managern und Machern und schrieb einmal:
“Macher müssen erschaffen, bauen, kreieren. Aber davor müssen sie nachdenken. Die effektivste Zeiteinteilung für sie sind halbe oder ganze Tage ungestörter Arbeit. Schon ein einziges 30-minütiges Meeting in dieser Zeit kann den Flow stören.”
Respektiere diese „Macher-Zeit“ und stelle sicher, dass andere Teammitglieder dies ebenfalls tun.
Teamarbeit – Debriefing
Nach Abschluss eines Projekts und mit eingetroffenem Kundenfeedback ist es Zeit für ein Debriefing. Holt euch ein paar Croissants und stellt die Kaffeemaschine an.
Auch bei vollem Terminkalender gibt es gute Gründe, sich diese Zeit zu nehmen:
- Wertschätzung zeigen: Eine TINYpulse-Studie ergab, dass nur 21 % der Mitarbeitenden sich ausreichend wertgeschätzt fühlen.
- Motivation steigern: Anerkennung durch Kollegen ist laut derselben Studie ein wichtiger Anreiz. Kollegiale Wertschätzung wird als wichtiger eingeschätzt als Geld.
- Individuelles Wachstum fördern: Jeder hat Stärken und blinde Flecken. Konstruktives Feedback hilft, Fähigkeiten gezielt weiterzuentwickeln.
Wenn du bemerkst, dass jemand sich verbessert, zeige deine Anerkennung.
Einzelarbeit – Berichte schreiben
Beim Verfassen von Berichten, Präsentationen oder anderen Dokumenten für Kunden ist eine klare, einheitliche Sprache wichtig.
Zu viele verschiedene Stimmen können unprofessionell wirken und Inkonsistenzen erzeugen. Das bedeutet nicht, dass eine Person alles allein schreiben muss – aber eine sorgfältige Endredaktion ist unerlässlich.
Wenn jemand den gesamten Bericht durchgeht, erkennt er auch Lücken oder Unstimmigkeiten, die vorher unbemerkt blieben.
Fazit: Ist Teamarbeit besser als Einzelarbeit?
Die Antwort lautet: Es kommt darauf an! Auch wenn Zusammenarbeit oft als Allheilmittel gilt, ist sie nicht immer die beste Lösung.
Die langfristigen Auswirkungen von COVID-19 auf Teams, die nicht mehr physisch zusammenarbeiten können, bleiben abzuwarten. Remote-Arbeit könnte bestimmen, wie viel Kollaboration tatsächlich möglich ist. Und ob wir jemals eine Lösung für Zoom-Müdigkeit finden? Das bleibt abzuwarten – aber es könnte die Zukunft der Zusammenarbeit entscheidend prägen.
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