Tribalismus am Arbeitsplatz

May 19, 2022

Tribalismus am Arbeitsplatz. Blog @ TeamUltim

Foto von Danie Franco via Unsplash

Der griechische Philosoph Aristoteles stellte einst fest: „Der Mensch ist ein soziales Wesen.“ Ob man es mag oder nicht – es stimmt. Ein geschwächtes Zugehörigkeitsgefühl ist Gift für den Menschen. Wir sind nicht für ein Leben in Einsamkeit gemacht – das liegt einfach nicht in unserer DNA. Die Pandemie hat uns dies mehr denn je vor Augen geführt.

Während der Lockdowns waren Menschen bereit, Geldstrafen zu riskieren oder sich mit Covid anzustecken, nur weil sie die Isolation nicht länger ertragen konnten. Es ist offensichtlich: Wir müssen Teil einer Gruppe sein.

Was kommt dir in den Sinn, wenn du an den Begriff „Tribalismus“ denkst? Laut Cambridge Dictionary bedeutet Tribalismus eine „starke Loyalität gegenüber einer Gruppe.“

Das zeigt sich in vielen Lebensbereichen: in der Politik, bei unseren Wahlentscheidungen, in unseren Freundschaften, den Sportarten, die wir ausüben, und den Menschen, die wir lieben.

Gilt diese Dynamik auch für den Arbeitsplatz? Sind Unternehmen besser für Teamarbeit geeignet, oder ist es besser, als Einzelkämpfer an bestimmten Zielen zu arbeiten? Unser Artikel „Ist Teamarbeit besser als Einzelarbeit?“ beleuchtet diese Frage genauer.

Kann Tribalismus also am Arbeitsplatz existieren? Natürlich – und das tut er auch! Tribalismus ist nicht per se schlecht, kann aber Spaltung fördern und unbewusst für Konflikte im Geschäftsleben sorgen.


Mangelnde Vielfalt

Ein Arbeitsplatz ist ein Schmelztiegel verschiedener Persönlichkeiten, die gemeinsam ein Ziel verfolgen. Doch viele Menschen meiden den Austausch mit anderen außerhalb ihrer gewohnten Kreise. Das entzieht einem Unternehmen wertvolle Perspektiven und Lösungen. Ein Mangel an Vielfalt kann letztlich sogar das Ende eines Unternehmens bedeuten. Wer immer nur in vertrauten Bahnen bleibt, begrenzt Ideen und verhindert Kreativität. Statt auf Sicherheit zu setzen, sollte man neue Ansätze fördern.

Spaltung und Feindseligkeit

Wie bereits erwähnt, brauchen Menschen das Gefühl, Teil einer Gruppe zu sein – und das gilt auch in der Geschäftswelt. Jeder Mitarbeiter möchte sich wertgeschätzt fühlen und sich in das Team einfügen. Doch nicht alle haben die gleichen Interessen, denselben Hintergrund oder dieselbe Arbeitsweise. Genau hier beginnt die Spaltung.

Wie in der Schulzeit bilden sich Cliquen – oder in diesem Fall „Stämme“ – ganz von selbst. Dabei gibt es immer einige, die außen vor bleiben, weil sie nicht ins Schema passen. Wenn eine Führungskraft zudem offensichtliche „Lieblinge“ hat, die bevorzugt behandelt werden, bleibt das nicht unbemerkt. Dadurch entstehen Spannungen, und anstatt als ein Team mit einem gemeinsamen Ziel zu agieren, spaltet sich die Gruppe.

Ein gutes Beispiel hierfür ist das kontroverse und ethisch fragwürdige „Robbers Cave“-Experiment von 1954, das bewies, dass Gruppen gemeinsame Ziele brauchen, um Konflikte zu vermeiden.

Foto des Experiments von Everyday Psych

Foto des Experiments von Everyday Psych

Bei diesem Experiment wurden zweiundzwanzig elfjährige Jungen, die sich vorher nicht kannten, in einem abgelegenen Sommercamp untergebracht und in zwei Gruppen eingeteilt – zunächst ohne voneinander zu wissen.

Das Experiment bestand aus drei Phasen:

  1. Jede Gruppe baute intern eine Bindung auf, indem sie gemeinsame Aktivitäten durchführte.
  2. Die Gruppen wurden einander vorgestellt und traten in Wettbewerben gegeneinander an. Nur die Gewinnergruppe erhielt Belohnungen. Dadurch entstand Rivalität und Aggression.
  3. Der Versuch, den Konflikt aufzulösen.

Die Feindseligkeit zwischen den Gruppen wurde so stark, dass sie sich weigerten, zusammenzuarbeiten – sogar Gewalt war im Spiel.

Ebenso kann Spaltung unter Mitarbeitern die Arbeitsqualität negativ beeinflussen. Harmonie zwischen den Teams ist entscheidend für den Erfolg eines Unternehmens. Spannungen führen dazu, dass Mitarbeitende nur ungern zusammenarbeiten – eine der schädlichsten Formen von Tribalismus im Geschäftsleben. Innerhalb eines Unternehmens sollten Angestellte ein Team sein, keine Konkurrenten.

Wie kann man Tribalismus am Arbeitsplatz bekämpfen?


Menschen zusammenbringen

In Anlehnung an das oben erwähnte Experiment: Die Forscher versuchten lange, die Spannungen zwischen den Gruppen abzubauen – ohne Erfolg. Erst als sie den Jungen übergeordnete Ziele gaben, die sie nur durch Zusammenarbeit erreichen konnten, kehrte Harmonie ein.

Ebenso müssen auch Mitarbeitende zusammenarbeiten. Am Arbeitsplatz sollte man Gelegenheiten schaffen, damit sich das Team besser kennenlernt. Gemeinsame Events außerhalb des Büros können helfen, Vorurteile abzubauen und das Teamgefühl zu stärken. Dadurch entstehen mehr Offenheit, bessere Zusammenarbeit und eine produktivere Arbeitsumgebung.

Kommunikation

Schlechte Kommunikation fördert Tribalismus am Arbeitsplatz. Klare Kommunikation verhindert Missverständnisse und sorgt für ein harmonisches Miteinander zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Schaffe eine vertrauensvolle Atmosphäre. Ermutige dein Team, sich auszutauschen, und etabliere eine Feedback-Kultur.

Ein Beispiel: Stell dir vor, du leitest ein Unternehmen in der Gastronomie mit mindestens 20 Mitarbeitenden. Wenn du ständig kurzfristig ihre Schichten umplanst, wird das die Motivation senken und die Arbeitsmoral negativ beeinflussen. Eine gute Schichtplanungs-App wie TeamUltim kann hier helfen, solche Probleme zu vermeiden. Sprich mit deinem Team, erfahre ihre bevorzugten Arbeitstage und treffe gemeinsam durchdachte Entscheidungen.


Der Mensch ist ein soziales Wesen. Das Bedürfnis nach Zugehörigkeit zeigt sich nicht nur im Privatleben, sondern auch im Berufsalltag. Tribalismus kann, wenn er nicht kontrolliert wird, schwerwiegende Auswirkungen auf ein Unternehmen haben. Als Führungskraft liegt es in deiner Verantwortung, seine negativen Folgen zu minimieren. Stelle offene, teamfähige Menschen ein, behandle alle Mitarbeitenden fair, fördere Zusammenarbeit und setze auf offene Kommunikation mit deinem Team.


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